Thomas Huber hat mit seinem Bruder Alpingeschichte geschrieben. Offen wie nie erzählt er in ­seinem aktuellen Buch von seinem Leben in den ­Bergen und seiner Suche nach Freiheit.

Lara Wulz
Lara Wulz

Thomas, du hast mit deinem Bruder als „Huberbuam“ Alpingeschichte geschrieben. Was hat dich ursprünglich angetrieben, in die Berge zu gehen?
Wir waren als Kinder immer viel draußen unterwegs, und wie fast jedes Kind waren wir sehr neugierig und wollten entdecken und erforschen. Unser Papa war begeisterter Bergsteiger und hat uns ziemlich schnell mit in die Berge genommen. Anfangs waren wir nicht so begeistert – warum sollte ich mich anstrengen und auf einen Berg steigen? Er hat uns dann aber Geschichten aus den Wänden erzählt – was er dort erlebt hat – und plötzlich haben wir in den Bergen eine Welt entdeckt, die uns so neugierig gemacht hat, dass wir sie auch für uns erkunden wollten. Getrieben hat uns die kindliche Neugier.

Was treibt dich heute noch an?
Ich glaube, das hat sich gar nicht so sehr verändert. Diese Neugier treibt mich heute noch an. Wenn man zurückblickt, dann sieht man, dass Alexander und ich immer auf neuen Wegen unterwegs waren. Wir haben damals versucht, Neues zu entdecken – und tun das heute noch.

War das dein bzw. euer Erfolgsrezept?
Wenn man mein Buch liest, merkt man schnell: Ja, Erfolg war da – aber oft hatte ich auch keinen Erfolg. Dennoch sind wir bis heute erfolgreich unterwegs, weil wir über all die Jahre hinweg diesen Weg des schmalen Grats überlebt haben. Und das ist Erfolg. Dass es auf den Bergen, auf denen wir unterwegs sind, nie eine Garantie gibt, ob du ein Projekt erfolgreich abschließt, liegt auf der Hand – weil es einfach ein Grenzgang ist. Wirklicher Erfolg ist, am Berg zu überleben und eine richtig gute Zeit zu haben. Darauf kommt es an.

Was bedeutet „eine richtig gute Zeit zu haben“ für dich?
Ich bin momentan sehr viel am ­Untersberg, oftmals allein mit der Seilrolle. Dann bin ich abends mit den Gämsen und Dachsen unterwegs und dann fühle ich mich – auch wenn ich das Wort nicht mag – privilegiert, so ein Leben leben zu dürfen. Allein im Sonnenuntergang zu klettern, es einfach zu genießen und immer wieder Neues zu entdecken – das ist eine Superzeit.

Dieses Neugierig-Bleiben und Nicht-Stehen-Bleiben ist ein total schönes Mindset. Hast du das schon immer so gesehen?
Ja, dieses Mindset hatte ich schon immer. Denn wenn man sich nicht pusht, würde man auch nicht trainieren. Ich muss sagen: Das, was wir tun, ist ja nicht zu 100 Prozent gesund. Leistungssport im Alter kann gesund sein, wenn man sich auch mit Ernährung und allem Drum und Dran auseinandersetzt.

Was, würdest du sagen, ist das ­Wichtigste dabei?
Das Wichtigste sind Regeneration und Schlaf. Wer gut schläft, ist am leistungsfähigsten und grundsätzlich gesund. Außerdem ist Ernährung ein wichtiger Punkt. Am Berg bewegen wir uns in einem ständigen Defizit – da ist es wichtig, dass man die richtigen Nährstoffe dabeihat. Ich habe das Glück, mit Peeroton einen tollen Partner zu haben, dessen Produkte mich auf fordernden Expeditionen unterstützen. Ernährung und Schlaf müssen einfach zu 100 Prozent passen.

Das heißt, wenn dein Schlaf im vorhinein einer Expedition nicht passt, würdest du nicht aufbrechen?
Nein, würde ich nicht. Ich sage immer: Dein Körper ist deine Burg. Den musst du gut behandeln. Er ist das Gefährt unserer Seele. Wenn du ihn mit der Brechstange bearbeitest, weil dein Ego das verlangt, dann wirst du irgendwann daran kaputtgehen. 

Trotzdem hattest du in deiner Karriere auch körperliche Rückschläge ... 
Also, eine Verletzung bleibt nie aus. Wenn ich meine Kreuzbandrisse hernehme oder meinen Absturz mit Schädeltrauma – das erfordert sehr viel Disziplin, um alles dafür zu tun, wieder zurückzukommen. Da muss man im Herzen wirklich Bergsteiger sein.

Lebst du dieses „Im-Herzen-Bergsteiger-Sein“ auch auf der Bühne aus?
Die Bühne ist mein Sprachrohr nach außen – mit meinen Vorträgen, aber auch der Musik. Letztendlich wird alles gespeist von meinem Leben in den Bergen, in der Einsamkeit, beim Grenzenüberschreiten, beim Zweifeln, auch wenn ich mal in einem Tal bin, wo es einem nicht gut geht – aber man gibt niemals auf. So zeigt meine Musik, dass ich selbst in diesem Alter noch mit jeder Faser meines Körpers den Rock’n’Roll lebe. Das heißt: Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent. Dann ist es laut, verrückt und nicht ...

... der Norm entsprechend?
Genau. Dieses „Das gehört sich nicht“ mag ich nicht. Ich gehe auf die Bühne und sage: „Leck mich am Arsch, ist das schön!“ Man muss nicht alles mitmachen. Ich finde, man lernt vor allem Gleichheit und Toleranz in den Bergen – und ich mache keine Unterschiede zwischen Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder gesellschaftlichem Stand. Alles, was ich auf der Bühne ausdrücke, was ich schreibe – das ist das, was mir die Berge sagen. Das versuche ich auch an Menschen weiterzugeben. Das gibt Menschen neuen Mut – dass sie, auch wenn das Leben schon zu zwei Dritteln vorbei ist, immer wieder neu anfangen können.

In den Bergen ist Freiheit

 

Buchtipp: In den Bergen ist Freiheit

In seinem Buch „In den Bergen ist Freiheit“ (Malik Verlag) erzählt der Extremsportler offen wie nie über seine Erfolge, Rückschläge und sein wildes Leben in den Bergen.

Ist das auch das, was du mit deinem Buch vermitteln möchtest?
Ja. Geht raus – denn in den Bergen ist Freiheit. Und Freiheit findest du erst dann, wenn du dein Ego zur Seite stellst. Es ist der größte Stolperstein, um wirkliche Freiheit zu finden.

Wie passt dieser Freiheitsgedanke zu dem Ehrgeiz, der dich zu deinen Höchstleistungen gebracht hat?
Der Titel des Buches ist während der Pandemie entstanden. Wir waren rebellisch, haben uns hinausgestohlen und sind auf den Berg gegangen. Da habe ich das Buch geschrieben und diese Freiheit entdeckt. Durch das Schreiben des Buches habe ich auch selbst gemerkt, dass ich in einem ziemlichen Hamsterrad war. Ich ging von einem Projekt zum nächsten und habe mir dann die Frage gestellt: Bin ich wirklich frei? Und dann bin ich durch das Schreiben zu der Erkenntnis gekommen, wo die Freiheit tatsächlich liegt. Also habe ich sie nicht durch das Bergsteigen, sondern durch die tiefe Auseinandersetzung mit mir selbst beim Schreiben erfahren. Ich war eigentlich so unfrei wie sonst keiner – weil ich so getrieben war.

Wie hast du das erkannt?
Ich habe Sätze verwendet, die Reinhold Messner und Reinhard Karl geschrieben haben: „Der Berg ist der Spiegel unserer Seele“ – ganz pathetisch, aber da steckt unser Stolperstein. Denn wenn zum Beispiel der Latok der Spiegel meiner Seele ist, dann sehe ich keinen Berg mehr, sondern nur noch mich. Also brauche ich den Berg praktisch, um mich selbst zu finden. Ich brauche den Berg für mein Ego. Dann bin ich zornig geworden, habe gedanklich diesen Spiegel mit einem Stein beworfen – und plötzlich war da wieder der Berg. Es ist vollkommen egal, ob du ehrgeizig bist oder nicht – aber stelle nicht dein Ego über den Weg, den du gehen möchtest. Denn dann wirst du die Freiheit nie finden.

Was möchtest du Menschen mit ­deinem Tun mitgeben?
Steigt aus dieser schöngeistigen Leistungsgesellschaft aus und findet euren eigenen Leistungshorizont. Macht es nicht, um anderen zu imponieren, sondern sucht euch selbst in dem, was ihr tut. Ihr werdet überrascht sein, wie viel Spaß das macht. Seid mutig, geht an eure Grenzen – auch wenn es wehtut – und verbindet euch mit der Natur. 

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Thomas Huber
Thomas Huber

Geboren am 18. Nov. 1966, aufgewachsen am Fuße der Alpen lebt er sein Leben in den Bergen. Seine endlose Neugierde treibt ihn seit jeher zu alpinen Höchstleistungen an.

WEB: www.huberbuam.de
Instagram: @thomas_huberbuam