Abel, du bist der amtierende­ ­Marathon-Weltmeister, einer der besten Langstreckenläufer aller Zeiten. War es ein langer Weg, dorthin zu kommen?
Ja, das war es. Ein sehr langer Weg.

Kannst du uns ein wenig von diesem Weg erzählen? Wann hast du mit dem Laufen begonnen?

Schon als kleiner Junge bin ich gerne gerannt, das hat mir immer Spaß gemacht. Ich habe die Ziegen unserer ­Familie gehütet, so ist es Tradition. Dabei war ich viel draußen unterwegs und hatte reichlich Gelegenheit zu laufen und meine Ausdauer zu verbessern.

Und später in der Schule?
Ich bin hingelaufen, zum Mittagessen nach Hause gelaufen und dann wieder in die Schule gelaufen.

War damals schon klar, dass du das Laufen zu deinem Beruf ­machen möchtest?
Für mein Alter war ich sehr dünn. Die anderen Jungs waren deutlich kräftiger als ich, beim Sport habe ich mich deshalb immer ein wenig zurückgehalten. Aber meine Leidenschaft für das Laufen hatte mich zu dieser Zeit schon voll gepackt. Ich bin eigentlich immer viel gelaufen, mein ganzes Leben lang.

Nach der Schule wolltest du zur Administration Police. Das war ein guter Job, den aber nur die Schnellsten bekommen haben. Es gab ein Bewerbungsrennen, das du gewinnen musstest …
Richtig. Ich bin einfach gelaufen, so schnell ich konnte. Eine Stelle bei der Polizei ist in Kenia sehr begehrt. Weil man sich auf die Verpflegung und die Bezahlung verlassen kann. Damals hatte ich noch keine Laufausrüstung, also bin ich in Lederschuhen und in meiner neuen Jeans gelaufen. Der Lauf ging über zehn Kilometer und ich weiß noch, dass wir statt der üblichen 24 Runden sogar 28 Runden gelaufen sind, weil die Runden auf dem Sportplatz ein wenig kürzer waren. Nur der Sieger bekam den Job. Ich wollte unbedingt gewinnen – und ich habe gewonnen.

Von dieser Zeit an hast du noch mehr trainiert und bist immer besser geworden. Was gab dir die Kraft und die Ausdauer, so hart an dir zu arbeiten?

Wir merkten einfach, dass ich wirklichTalent habe. Dass ich immer schneller werde. Also bin ich einfach noch mehr gelaufen – und es dauerte immer länger, bis ich müde wurde.