Snow- oder Funparks gehören seit Jahren zur österreichischen Skilandschaft und werden schon längst nicht mehr nur für eine ausgewählte Gruppe von Freestylern gebaut. Vielseitig und actionreich, bieten sie Abwechslung abseits ­normaler Pisten.

Lara Wulz

Was in den 90ern nur eine Rand­erscheinung war, manifestierte sich spätestens mit Doppel-Olympiasiegerin Anna Gasser als ernst zu nehmender Sport im Bewusstsein der österreichischen Skiszene. Schon längst zählen Snowparks als Homebase des Freestyles in namhaften Skigebieten zum Standardangebot und können mehr als nur Insidern aus der Szene einen Platz „zum Spielen“ bieten. Rund 80 Snowparks verschiedenster Größen und Ausführungen sind in der Alpenrepublik zu finden und bieten von Ost bis West alles, was das Freestyle-Herz begehrt. Von XXL-Anlagen, wo Rider jedes Levels ihre Kreativität ausleben können, bis hin zu kleinen sogenannten Family-Parks, die vor allem für Anfänger und Kinder geeignet sind. So vielfältig wie das Angebot der Berge ist auch das Snowpark-Angebot.

Das war nicht immer so: Noch vor 20 Jahren waren Snowparks eher geduldet als gewünscht. Sie wurden hauptsächlich von Profis der Szene für sich selbst und ihresgleichen gebaut und waren dementsprechend nur für eine kleine Minderheit von Könnern zu fahren. Doch das Interesse daran wuchs, die Parks etablierten sich nach und nach. Die „jungen Wilden“ wurden Vorbilder einer ganzen Generation, der das normale Pistenangebot nicht mehr reichte. Die ersten Snowparks wurden professionell gebaut, Strukturen wie verschiedene Park Areas bzw. Lines für unterschiedliche Könnerstufen designt und Qualitätsmarker gesetzt. 

Heute sind Snowparks aus dem alpinen Wintersportangebot nicht mehr wegzudenken und genießen in vielen Skigebieten einen hohen Stellenwert: „Der Snowpark Alpendorf ist seit Jahren eines der Herzstücke im Snow Space Salzburg. Die Kicker und Rails sorgen für Abwechslung und bringen den richtigen Adrenalinfaktor in den Skitag“, wie Simon Guggi vom Marketing der Snow-Space-Salzburg-Bergbahnen es ausdrückt.
 

Snowpark-Glossar

Obstacles Zusammenfassender Begriff für alle Hindernisse, die man im Snowpark überspringen kann 
Kicker Kleine bis mittelgroße Schanze
Jibs Nicht-Schnee-Elemente aus Metall in verschiedenen Formen
jibben Das akrobatische Überqueren eines Nicht-Schnee-Elements
Terrain Park Anderes Wort für Snowpark
Rail Stange, auf der/über die man rutscht
Rider Fahrer
Stance Der Winkel, in dem die Bindung eingestellt ist
Nose und Tail Die beiden Enden eines Snowboards
Twintips s.g. Freestyle-Ski, die sowohl vorne als auch hinten aufgebogen sind, um das Rückwärtsfahren zu ermöglichen. Zudem sitzt die Bindung mittiger, was bei der Balance hilft
Freestyle Tricks und Sprünge in der Pipe, dem Snowpark oder auf der Piste

Die Basics hinter dem Begriff Snowpark
Diese geplanten Anlagen, auch Funparks oder Terrain Parks genannt, definieren einen abgesperrten Bereich in einem Gebiet, der mit verschiedenen Elementen – genannt Obstacles – in einen kreativen Spielplatz für freestyleaffine Wintersportler umgebaut wird. Jeder Park ist unterschiedlich und wird an die Umgebung und die Zielgruppe angepasst. Das ist möglich, da die meisten Funparks in verschiedenen Areas oder Lines geplant werden – für Zielgruppen mit Bezeichungen wie Beginner/Family/Easy, Medium, Advanced und Pro. Genau diese Bandbreite soll auch ein möglichst breites Publikum ansprechen, erklärt Karl Fussi als Geschäftsführer der Murtal-Bergbahnen für den Snowpark Kreischberg in der steirischen Region Murau verantwortlich: „In der Beginner Line tummeln sich alle Altersgruppen, insbesondere aber viele Kinder, Schul- und Skikursgruppen. In der Medium Line werden wir den Ansprüchen vieler Freestyler gerecht.“ 

Das Zusatz-Feature im Skigebiet
Auch wenn Snowparks beliebt sind, scheint die Zielgruppe im direkten Vergleich zum restlichen Publikum eines Skigebiets doch deutlich kleiner. Warum werden sie dennoch gebaut? „Der Nordkette-Skylinepark hat einen hohen Stellenwert für das kleine, aber feine Skigebiet auf der Seegrube. Die Area bietet optimale Voraussetzungen für einen Snowpark. Durch die südseitige Ausrichtung der Nordkette und die unkomplizierte Erreichbarkeit ist der Park der Spielplatz der Innsbrucker Ski- und Snowboard-Community und ergänzt das Angebot der Stadt optimal“, erklärt Anna Geiger von den Innsbrucker Nordkettenbahnen. Auch abseits der  Innsbrucker Freestyle-Szene – die übrigens die größte Österreichs ist – fallen Antworten ähnlich aus: „Nach der Freestyle-WM 2015 wollten wir unserem Image als junges und trendiges Skigebiet gerecht werden und ein attraktives Angebot im Freestyle-Bereich schaffen. Wir wissen aus Gästebefragungen, dass der Snowpark für viele Gäste ein wichtiges Motiv ist, auf den Kreisch­berg zu kommen“, so Fussi. 

Die 10 Gebote des Snowparks

  1. Jede Benützung des Parks erfolgt auf eigene Gefahr
  2. Den Anweisungen des Bedienungspersonals (Liftpersonal, Shaper) ist unbedingt Folge zu leisten.
  3. Jedes Element ist vor der Benutzung zu besichtigen.
  4. Es wird empfohlen, zuerst die einfachen Elemente zu benutzen.
  5. Die Anfahrtsgeschwindigkeit ist den verschiedenen Elementen und unterschiedlichen Bedingungen anzupassen
  6. Der Aufenthalt im Landebereich ist lebensgefährlich und daher strengstens verboten. Nach einem Sturz den Landebereich schnellstens verlassen!
  7. Abstand einhalten! Elemente erst benutzen, wenn andere den Landebereich verlassen haben.
  8. Jeder Benutzer hat sich vor der Anfahrt auf ein Element davon zu überzeugen, dass der Landebereich frei ist.
  9. Bei Verletzungen ist das betroffene Element deutlich sichtbar durch Snowboard/gekreuzte Ski/Stangen zu sperren. Dem Verletzten ist Erste Hilfe zu leisten, das Liftpersonal muss informiert werden.
  10. Respektiere die Natur und andere Benutzer und verhalte dich respektvoll und fair.

Die ersten Freestyle-Schritte
Der Freestyle ist trotz aller Bemühungen zur „Barrierefreiheit“ in der Wahrnehmung vieler dennoch nach wie vor ein sehr spezieller und separierter Bereich im Wintersport. Die Art, sich auf Snowboard oder Twintips zu bewegen, die Szenesprache und das auf einen schnellen Blick eigenwillig anmutende Terrain reichen aus, um den Zugang dazu zu erschweren. Simon Guggi verrät seine Tipps, wie man sich als Newcomer an das Thema herantasten kann: „Für Newcomer können wir die regelmäßigen Coachings mit dem ÖSV empfehlen.“ Einen wichtigen Punkt stellen im Snowpark auch die Verhaltensregeln dar (siehe Kasten oben). Ja, auch der Freestyle folgt Regeln, denn diese tragen schlicht und einfach zur Sicherheit an einem Ort, wo man bewusst höhere Risiken eingeht, bei. Diese Regeln sind entweder auf der Homepage des Gebiets oder auf den Eingangsportalen des Parks abgebildet: „Das bedeutet beispielsweise die Geschwindigkeit anzupassen, vor dem Sprung das Hindernis zu checken und vor allem im Notfall Erste Hilfe zu leisten.“ 

Neben dem richtigen Verhalten, ist auch die passende Freestyle-­Ausrüstung wichtig. Je größer und schwieriger Elemente werden, desto mehr Schutz wird empfohlen. „Natürlich trägt das richtige Equipment zur eigenen Sicherheit bei. Auf einen Helm sollte in keinem Fall verzichtet werden. Mittels Protektoren kann der Schutzfaktor zudem erhöht werden“, untermauert der Experte. 

Freestyle-Board und Freestyle-­Ski unterscheiden sich zudem auch von der klassischen Alpinausrüstung: Das Freestyle-Board ist ein Twin-tip-Board mit symmetrischer Nose und Tail. Außerdem ist auch die Position am Board anders, wenn man Freestyle fährt. Bei (Twintip-)Skiern sind die Position der Bindung und die nach oben gebogenen Enden der Ski ausschlaggebend. Diese spezielle Ausrüstung ist natürlich kein Muss, erleichtert die ersten Schritte im Park aber und kann in den meisten Gebieten bereits ausgeliehen werden. So steht den ersten Schritten auf Anna Gassers Spuren nichts im Weg.