Wer seinen 40. Geburtstag nicht wild abfeiert, sondern ihn lieber auf dem Rennrad verbringt, der hat zu diesem Sportgerät wohl eine besondere Beziehung. Als Paco Wrolich selbigen vor zwei Jahren feierte, hatte ich die Ehre, ihn von San Daniele 135 km lang zurück in sein Heimatdorf Latschach am Faaker See zu begleiten. Und da man für diese Strecke mit rund 2.150 Höhenmetern doch ein paar Stunden unterwegs ist, hatte ich reichlich Gelegenheit, mit Paco über seine Leidenschaft fürs Radeln zu plaudern.
Von Wolfgang Preß
Paco im (Kärntner) O-Ton: „Wos gibt's denn bessas, ols bei am scheenan Wetta aufm Radl zum sitzn?" Das gilt halt ganz besonders für das Rennrad, meint Paco, der lange Jahre für die Profi-Teams Gerolsteiner und Milram gefahren ist: „Wenn man so mit 40 km/h in einer guten Gruppe über feinen Asphalt saust, die Geschwindigkeit am eigenen Leib spürt, und trotzdem noch so viel von der Umgebung mitbekommt: – den Duft von Blumen und Heu, eine lauernde Katze im Feld, dahinter die schneeglänzenden Berge – da gibt's eigentlich nix, was noch drüber geht." Und Paco Wrolich kennt sich aus: In Kärnten ist er seit einigen Jahren Radsport-Beauftragter des Landes, der sich um neue Rennradstrecken ebenso kümmert wie um die Probleme der Mountainbiker mit den Bauern. Paco, der Spezialist für beide Fraktionen.
Daher auch an ihn die Frage: Was gefällt ihm besser – mountainbiken oder rennradeln? „Kommt drauf an", sagt der Ex-Profi. „Aber klar ist auch: Nur auf dem Renner kann ich heute, im Gegensatz zu früher als Profi, richtig abschalten. Da rolle ich flott dahin, kann meinen Gedanken nachhängen. Wenn ich nach drei, vier Stunden zurückkomme, dann bin ich meistens tiefenentspannt. Und wenn ich nicht zu schnell unterwegs war, hock ich mich ins Büro und bin wieder richtig produktiv."
Aber am schönsten sei es nach einer Rennrad-Runde natürlich in einem schattigen Gastgarten, mit einem kühlen Radler-Krügerl in der Hand und beim Fachsimpeln mit den Kumpeln über die gerade absolvierten Tour. „Und das am besten an einem unserer vielen schönen Seen in Kärnten", schlägt bei Paco natürlich noch schnell der Touristik-Profi durch.
An sein erstes Rennrad kann sich Paco gut erinnern – „wie wahrscheinlich jeder, der Rennrad fährt. Das war ein weißes Pinarello, das mir mein Opa geschenkt hat, mit einer 10-Gang-Campagnolo-Schaltung. Ein Traum, von da an saß ich fast täglich im Sattel."
1999 wurde Wrolich Profi, feierte schon zwei Jahre später den größten Erfolg seiner Karriere, den Gesamtsieg bei der „Herald Sun Tour" in Australien. Aber bleibt diese Faszination Rennrad auch bestehen, wenn man Profi ist? „Vielleicht nicht bei jedem Rennen", erinnert sich Paco, „aber bei der Tour de France zum Beispiel, so hart die auch ist, da habe ich immer jede einzelne Etappe genossen. Und ich bin die Tour immerhin fünfmal komplett gefahren, immer alle 21 Etappen. Oder die Flandern-Rundfahrt mit den langen Kopfsteinpflaster-Passagen, die habe ich geliebt. Solche Rennen vergisst du dein Leben lang nicht."
Video: Rennrad-Einsteiger-Tipps von Paco Wrolich
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