Nach der Geburtsstunde von „Österreichs größtem Skicirkus" drängt sich diese Frage auf: Was bringt's den Wintersportlern, aber auch den Skiregionen selbst, wenn immer mehr Pistenkilometer und immer größere Liftverbünde zusammenwachsen?
Also doch. Es kommt auf die Größe an. Ein Schelm, wer jetzt Böses denkt. Die Rede ist lediglich von den Skigebieten und ihren Pistenkilometern. „Für 70 Prozent unserer Kunden ist die Größe ein wesentliches Kriterium bei der Wahl der Destination für ihren Skiurlaub", sagt Wolfgang Quas. Der ist Marketingleiter des „Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn" – und er sagt das mit Stolz und Freude in der Stimme, denn dieser ellenlange Name steht nunmehr für das größte Skigebiet Österreichs. Zum bereits bestehenden Verbund kommt nämlich in diesem Winter das Gebiet Fieberbrunn dazu – eine einzige Seilbahn, die Tirol "S", ermöglichte den historischen Brückenschlag.
„Es geht grundsätzlich darum, als Skigebiet das eigene Profil zu schärfen", sagt Wolfgang Quas, und da ist es eben schon ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz, wenn man sich das Attribut des "Größten" zuschreiben darf. Auch wenn allen Verantwortlichen dieses Zusammenschlusses klar ist, dass der Großteil der Genuss-Skifahrer die 270 Pistenkilometer des neuen Skicircus nicht einmal in einer Woche Urlaub komplett ausnützen wird. „Es ist da wie beim Hotelbuffet", sagt Quas. „Es gibt einem einfach ein besseres Gefühl, wenn die Auswahl riesig ist – auch wenn man dann nur ein Brot mit Schinken isst."
480 KILOMETER MIT EINER KARTE
Die echten Vielfahrer, die eine ganze Saison lang möglichst viel herumkommen wollen, wird diese zusätzliche Nachricht freuen: Mit der „Ski-Alpin-Card" können sie künftig nicht nur die 270 km im Skicircus abfahren, sondern öffnen sich damit auch noch die Lifte und Seilbahnen am Kitzsteinhorn und auf der Schmittenhöhe in Zell am See. Macht dann in Summe 408 km Piste, die mit insgesamt 119 Lift- und Seilbahnanlagen erschlossen und mit einer Saisonkarte zu befahren sind. Kosten? 595 Euro für Erwachsene, 445 Euro für Jugendliche. Geht es also im Winterbusiness wirklich nur noch mit großen Skiverbünden und Pistennetzwerken von gigantischem Ausmaß? „Nicht nur", sagt Quas, „aber es hilft sicher, weil man damit gut Werbung machen kann." Wobei das Skifahren allein heute ohnehin nicht mehr reichen würde. „Die Abwechslung
macht es aus. Es muss für jeden was dabei sein. Egal, ob Jung oder Alt, ob guter oder weniger guter Skifahrer. Von der Kinderbetreuung bis zum Funpark, vom Schneeschuhwandern bis zur Rodelbahn muss ein richtiger Skizirkus heute alles bieten."
SO BEQUEM WIE MÖGLICH
Auch Bequemlichkeit und Komfort werden immer wichtiger. „Convenience" heißt das im modernen Tourismusdeutsch. Soll heißen: keine lange Anfahrt vom Hotel zum Skigebiet, keine langen Wege vom Auto zum Lift, keine kalten Füße auf der Fahrt zur Bergstation. Die modernen Talstationen haben oft schon Garagen, in denen man nach einem kalten Skitag die Windschutzscheiben nicht mehr abzukratzen braucht. Sie beherbergen auch moderne, beheizte Skidepots, wo man morgens in die warmen Skischuhe schlüpft und von denen aus die Ski nur mehr einen Katzensprung zur Seilbahn getragen werden müssen.
Klar ist aber auch, dass sich in einer Skiregion die Gäste von Zahlenspielen allein nicht beeindrucken lassen: „Darum bieten wir eine große skifahrerische Vielfalt, mit Snow-Parks und Freeride-Abschnitten", erklärt Wolfgang Quas auch die Tatsache, warum der Zusammenschluss mit Fieberbrunn so wichtig ist. Das Tiroler Gebiet veranstaltet den einzigen Stopp der Freeride-World-Tour im deutschsprachigen Raum, will sich als bedeutendstes Freeride-Zentrum in Österreich etablieren und damit vor allem die Jugend ansprechen. „Viele Jungen wollen aus der Norm ausbrechen und suchen die Freiheit beim Freeriden. Daher haben wir eine vergünstigte U25-Karte im Angebot oder spezielle Aktionen wie die ‚Power of 10'" – Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren bekommen damit an Samstagen eine Tageskarte um 10 Euro. Die neue Bahnen-Achse „Gletscherjet 3 + 4" auf dem Kitzsteinhorn, das erweiterte Kinder- und Familien-Angebot auf der Schmittenhöhe – auch das sind neue Highlights, mit denen die Initiatoren der „Ski-Alpin-Card" im weltweiten Wettstreit um die Skitouristen punkten wollen.
NACHHALTIGKEIT BEIM GAST
Zurück im Skicircus: Wolfgang Quas war schon vor dem Saisonstart ein vielbeschäftigter Mann, der von einer Marketingbesprechung in die nächste rauschte. Und da merkte er schon, dass der neue Titel „Größtes zusammenhängendes Skigebiet Österreichs" absolut hilfreich ist. Vor allem auch bei der Nachhaltigkeit der Bewerbung, „denn schließlich wissen die Leute, dass es in einem so großen Areal jedes Jahr noch ein paar neue Pisten zu entdecken sind – und kommen daher im nächsten Jahr wieder." Andererseits: Für den ambitionierten sportlichen Skifahrer ist die Fahrt von einer Ecke zur anderen im neuen Mega-Skizirkus durchaus an einem Tag zu bewältigen. „Wir haben berechnet, dass es in siebeneinhalb Stunden zu schaffen ist. Viele Pausen darf man halt nicht einlegen ..."
Video: Home of Lässig | Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn
FÜR QUALITÄT WIRD GEZAHLT
Dass man mit Größe absolut punkten kann, weiß man in der Skiwelt Wilder Kaiser in Tirol, mit ihren 280 Pistenkilometern und 91 Liftanlagen schon länger. „Bei uns kann man von Hopfgarten bis in den Pinzgau und wieder retour fahren", sagt Stefan Astner, Direktor des Tourismusverbandes Kitzbüheler Alpen. Auch das ist in einem Tag schaffbar, „aber dazu muss man schon sehr gut am Ski stehen." Wichtiger als das Auftrumpfen mit Rekordzahlen ist dem Touristiker Stefan Astner vielmehr das Zurechtrücken der Volksmeinung, dass Skifahren zu teuer und kaum mehr leistbar sei. „Eine Tageskarte kostet in der Skiwelt 46 Euro, das ist im oberen Mittelfeld. Aber je höher die Qualität ist, desto mehr sind die Leute dafür auch zu zahlen bereit." Und im Vergleich mit Frankreich oder der Schweiz ist Skifahren in Österreich immer noch billig – „dort lachen sie über unsere Preise", weiß Astner.
Dass die „Skiwelt" mit Kelchsau auch ein kleines, feines Familienskigebiet hat, „wo es mit ein paar Liften noch ruhig zugeht und man ideal mit kleineren Kindern Ski fahren kann", passt wieder zum Rundum-Angebot, mit dem die Großen auch im Kleinen punkten können. Genauso wie mit dem individuellen Touch der Berghütten, „wo noch die Gemütlichkeit zählt und nicht die Maschinerie eines Selbstbedienungstempels, wie es im Ausland oft üblich ist."
INSZENIERUNG STATT SUPERLATIVE
Eine große Nummer im Reigen der Skiverbünde ist auch Ski amadé, das 270 Liftanlagen und 760 Pistenkilometer in 25 Orten in Salzburg und Steiermark umfasst. „Die Größe", sagt Georg Bliem, amadé-Vorstandsmitglied Vorstandsmitglied und Chef der Planaibahnen in Schladming, „ist schön für die Werbung." Aber dem Touristik-Profi ist das große Ganze, die Gesamtphilosophie des Bergerlebnisses wichtig: „Es geht darum, das Gemeinschaftserlebnis zu stärken! Viele Menschen entdecken die Natur wieder und fahren gerne Ski, weil sie auf ihre Gesundheit schauen und die Bewegung in den Bergen schätzen. Ob Wandern und Radeln im Sommer oder Skifahren im Winter, dieser Trend ist stark im Kommen – und den müssen wir als Betreiber so gut es geht und so vielfältig wie möglich unterstützen."
Abwechslungsreiche Pisten oder Fun- & Snow-Parks sind Pflichtprogramm – in Schladming setzt man aber auch auf Mega-Events mit Topstars. Die Zigtausenden Fans, die zu den Konzerten der Sportfreunde Stiller oder von Tenacious D. ins Skistadion Planai kommen, untermauern die Strategie, wie Georg Bliem sie ausgegeben hat: „Wir positionieren uns als Skiregion nicht mit Superlativen, sondern mit Inszenierungen."
Besuche den Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn auch auf der Website unter www.saalbach.com.
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