Der Herbst ist nicht immer golden, sondern auch nebelgrau, nass oder finster.
Warum können sich da die einen zum Laufen motivieren und die anderen nicht?
Der Frage gehen wir mit unserem Laufcoach Kurt Steinbauer hier auf den Grund.

An einem der goldenen Herbsttage durchs bunte Laub zu „hirschen“, hat fantastischen Erlebniswert – das ist ja gar keine Frage. Aber es gibt jetzt im Oktober und November natürlich auch die Regen-Wochenenden und eine zunehmende Anzahl nasskalter Nebeltage. Und für alle, die einem Job nachgehen, geht sich Laufen unter der Woche notgedrungen meist nur noch im Finstern aus. Unter diesen „unlustigen“ Bedingungen wird das Durchziehen eines regelmäßigen Trainings zur Herausforderung, an der viele scheitern. SPORTaktiv-Laufex­pete Kurt Steinbauer sieht aber trotzdem gute Chancen, auch jene abzuholen, die jetzt von Motivationsproblemen geplagt werden. Und dafür liefert er hier auch überzeugende Argumente.

Argument eins: Bloß kein Druck! Wenn man Frühling/Sommer über fleißig war, kann man im Herbst das Pensum zurückschrauben, ohne nenneswerte Einbußen befürchten zu müssen. Steinbauer empfiehlt, den Herbst als „Übergangsperiode“ zu sehen, wo keine Trainingsvorgaben einengen sollen, keine Pulsüberwachung nötig ist. Die Mindestanforderung, mit der typische Hobbyläufer ihre Fitness gut konservieren können, sind zweimal eine Stunde Sport pro Woche über die dunkle Jahreszeit. Damit startet man im nächsten Frühling schon von einem vernünftigen Ausgangsniveau.

Argument zwei: Gut gerüstet! Oft liegt es an einer schlechten Ausrüstung, dass das Laufen bei nicht idealen äußeren Bedingungen als unangenehm empfunden wird. „Einmal in hochwertige Laufbekleidung zu investieren, zahlt sich wirklich aus. Wärme- und Feuchtigkeitsmanagement, wenn zusätzliche Nässe von außen nachdrängt, sind Schwerarbeit für jede Ausrüstung. Hochwertiges Equipment aber beherrscht diese Aufgaben.“ Wasserdichte Laufschuhe sind zwar etwas schwerer, aber wirklich angenehm – nicht nur als Schutz gegen kalte Füße, sondern auch, weil man in nassen Schuhen ein „schwimmendes Gefühl“ beim Laufen bekommt. Und nicht vergessen aufs „Sichtbarmachen“ durch helle Farben und Reflektoren. Und mit einer Stirnlampe (siehe S. 58) im Dunkeln unterwegs zu sein, schafft ein völlig neues Laufgefühl – viele finden im Laufen mit Lampe neue Motivation!

• Was uns gleich zu Argument drei führt: Verschiedene Motivationsstrategien helfen der Lauflust auf die Sprünge. Steinbauer: „Spitzensportler arbeiten sehr oft mit dem ,Visualisieren‘: Dabei stellt man sich eine Situation, die man erleben möchte, so bildlich und eindrücklich wie möglich vor. Zum Beispiel einen mühelosen Lauf durch den Regen, das Spielen mit dem Tempo, das Überspringen von Pfützen usw. Dieses Visualisieren kann man zum Beispiel abends im Bett durchführen, aber auch tagsüber, in Ruhepausen. Je öfter, desto besser. Wichtig ist, dass dabei absolut positive Gefühle entstehen und auch gespürt werden.“ Dieses „Kopfkino“ wirkt auf das Unterbewusstsein, und die Chancen, dass dann auch Läufe bei miesem Wetter tatsächlich als lustvoll empfunden werden, steigen drastisch an.

Argument vier: Zusätzlich macht es natürlich auch Sinn, sich die allgemeinen positiven Effekte regelmäßigen Laufens vor Augen zu führen. Was motiviert mich eigentlich zum Laufen? Ich bin dadurch körperlich fit und komme nicht so schnell außer Atem, schaue sportlicher und damit besser aus, kann mehr essen, ohne zuzunehmen – wohl jeder hat für seine „Lust am Laufen“ auch solche Beweg(ungs)gründe.

Argument fünf: Die Gesundheit! Herbst-Läufer haben gute Chancen, dem Schnupfen in der Erkältungszeit einfach davonzurennen. Regelmäßiger Sport mit moderater Intensität im Freien stärkt das Immunsystem, auch bei nicht idealen äußeren Bedingungen. So lange man sich bewegt, schützt auch bei nassen Bedingungen die Körperwärme vor dem Auskühlen. Danach geht’s gleich unter die Dusche – und man geht gestärkt statt geschwächt aus dem nasskalten Laufabenteuer hervor. Aber aufpassen: Ist das Training zu intensiv, schwächt es wiederum die Abwehrkräfte, besonders bei Nässe und Kälte. Und ganz wichtig: Hat man sich doch einen Infekt eingefangen, gilt Laufstopp, bis dieser völlig auskuriert ist!

Ein letzter Ansporn noch fürs Laufen gerade bei schlechten äußeren Bedingungen: Stimmt schon – die ersten Meter sind oft etwas mühsam – aber hat man sich so nach 10, 15 Minuten warmgelaufen, macht es wieder Spaß – genauso Spaß wie im Sommer. Also: Nicht zu lang nachdenken, sondern einfach wetterfest anziehen, rausgehen – und losrennen!

Lustläufer Franz (54) und Regina Hirz (52)

Für Franz und Regina Hirz aus Gmunden (OÖ) ist beim Laufen sprichwörtlich „der Weg das Ziel“. Nicht die Zeiten zählen, sondern der Genuss. Begeistert waren Franz und Regina daher auch von unseren „Lauftagen“ mit Markus Kröll in Saalfelden-Leogang im September, wo wir die beiden kennenlernen durften.

Persönliches:„Seit 35 Jahren sind meine Frau und ich zusammen, und seither laufen wir. Wann immer es geht gemeinsam“, erzählt Franz. „Die Ruhe, die Natur, das Abschalten können sind für uns wunderbare Motive fürs Laufen.“ Was das Starten bei Wettbewerben nicht ausschließt: Der Betreiber eines Copyshops und die Lehrerin sind Stammgäste beim Traunsee-Bergmarathon auf der 35-km-Strecke – „da geht es uns aber auch nicht um die Zeit“. Motivationsprobleme im Laufherbst kennen die beiden überhaupt nicht – dafür haben sie gleich einen guten Tipp parat: „Am wichtigsten ist eine gescheite Ausrüstung, dann ist sogenanntes ‚schlechtes‘ Wetter gar kein Thema.“
Apropos Motivation: Franz und Reginas Kinder (23 und 11 Jahre alt) sind vom (Allwetter-)Laufvirus der Eltern bislang nicht angesteckt – „aber das kommt sicher auch noch ...“

Hier gehts zum ausführlichen Trainingsplan:

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