Es geht wieder zu Fuß in die Berge! Frühlingswander­touren wollen nicht nur gut geplant werden – auch ein Blick auf die Ausrüstung lohnt sich. Worauf achten bei Schuh, Jacke, Rucksack und Co, die schon ein paar Jahre alt sind? ­Unsere „Starthilfe“ für die Wandersaison 2024. 

Christof Domenig
Christof Domenig

Wanderschuhe aus dem Keller holen! Bevor es aber wirklich losgeht in die Berge, lohnt sich ein Blick auf die Ausrüstung – sowie auch manch pflegender Handgriff. Wie ist der allgemeine Zustand? Tut es die aktuelle Ausrüstung noch oder steht vielleicht ein Neukauf an? Und woran erkenne ich’s? Nicht zuletzt war im Zuge der Nachhaltigkeitsbestrebungen der Outdoor-­Branche viel von Reparierbarkeit von Ausrüstung die Rede. Also: Wenn eine Sohle abgelaufen ist, die Hardshelljacke einen Riss hat oder beim Rucksack eine Schnalle fehlt: Lässt sich das beheben?

Zum Start der Wandersaison („Top 20“-Touren folgen im Anschluss an die Story) haben wir solche Fragen rund um die Ausrüstung gestellt: An eine Runde von Material-Expertinnen und -Experten aus dem Sporthandel von unseren drei großen ­Vertriebs­partnern in Österreich: Intersport, ­Gigasport und Hervis.

Die Wanderschuhe
Auf den Grip der Wanderschuhe kommt es ganzjährig an – im Frühling, nach kühlen feuchten Nächten oder wenn noch Schneereste liegen, aber ganz besonders. „Beim Außencheck ist ganz wichtig“, sagt Michael Schobersteiner von Hervis, „dass man die Sohle kontrolliert: 3 bis 4 mm Profiltiefe sollte gegeben sein.“ Ist die Sohle abgelaufen, kommt es auf die Machart an, ergänzt Bernhard Kalt von Intersport, ob eine Neubesohlung möglich ist: „Schuhe müssen gezwickt sein und nicht gestrobelt, dann kann man neu besohlen.“ Am besten, so Kalt, fragt man beim Sporthändler nach, wenn der Schuh offenbar eine neue Sohle braucht.

Schuh-Obermaterial: „Kontrollieren auf Risse – ob Leder oder Meshmaterialien. Wenn du einen Schnitt im Schuh hast, heißt es meist, dass der Schuh nicht mehr wasserdicht ist“, so Schobersteiner. Intersport-Experte Kalt betont, dass es gerade bei Lederschuhen stark auf die regelmäßige Pflege ankommt: „Wichtig ist, dass man die Schuhe regelmäßig mit Wachs oder einer anderen Lederpflege behandelt und dass man sie nicht auf der Heizung oder in der Sonne, sondern bei Raumtemperatur trocknet. Sonst entstehen Risse. Ist das einmal der Fall, hat man fast verloren, weil neben der Wasserdichtheit auch die Stabilität verloren geht.“ Pflegt man Lederschuhe aber gut, sind sie äußerst langlebige und treue Begleiter! 

Auch bei Wanderschuhen aus Kunststoffen können, etwa durch Kontakt mit Ästen, Felsen oder Ähnlichem, Beschädigungen entstehen, so Bernhard Kalt – was sich hier jedoch, anders als beim Lederschuh, nicht auf die Stabilität, sondern meistens „nur“ auf die Wasserdichtheit auswirkt. Manchmal löst sich bei einem älteren Schuh der Geröllschutz – der wird bei einer Neubesohlung mitgemacht, so Patrick Paier von Giga­sport. Sonstige Experten-­Tipps: pflegen und imprägnieren (falls nicht vor der Winterpause geschehen); Schuhbänder kontrollieren (auch für Schnellschnürsysteme gibt es Ersatz). Bei hochwertigen Schuhen lassen sich manchmal sogar ausgerissene Ösen reparieren. Einlegesohlen innen kann man waschen, so ein Hinweis von Bernhard Kalt. Oder nachkaufen – was nach längerer Zeit im Gebrauch sinnvoll ist, weil sie Festigkeit verlieren, sagt Schobersteiner: „Wir bei Hervis raten stets zu einer individuellen Innensohle, die zum Fußtyp passt und etwa das Fußgewölbe unterstützt. Diese kann man dann auch einfach nachkaufen.“

Jacke/Kleidung 
Ob wasserdichte Hardshell- oder wasserabweisende Softshelljacke – dass die Jacke funktioniert und bei Bedarf vor den Elementen schützt, ist beim Wandern essenziell. Melanie Riegelnegg von Gigasport rät zunächst zum Rundum-Kontrollblick: „Hat die Jacke irgendwelche Beschädigungen? Für Hardshell­jacken gibt es für Löcher eigene Reparaturkits, um sie zuzutapen.“ Reißverschlüsse auf ihre Funktion prüfen, so Riegelneggs weiterer Tipp. „Das Allerwichtigste bei der Hardshelljacke ist, dass die Wasserdichtigkeit überprüft wird“, sagt die Gigasport-Expertin, „das kann man unter der Wasserleitung: Darauf achten, ob das Wasser ­abperlt. Softshelljacken sind grundsätzlich nicht wasserdicht, sondern nur wasserabweisend, aber auch da kann man denselben Test machen.“ 

 Waschen und Imprägnieren kann in vielen Fällen die ursprüngliche Wetterschutz-Funktion (fast) wiederherstellen. „Gore-Tex und Softshell sollte man aber nicht zu oft in der Waschmaschine waschen“, rät Schobersteiner, der dazu dreierlei mit auf den Weg gibt: Die Herstellerangaben zur Pflege stets beachten; kein handelsübliches, sondern ein Sportwaschmittel verwenden; sowie die Jacke an der Luft trocknen. 
Ein Tipp zur Bekleidung folgt noch von Bernhard Kalt: Softshellvarianten ohne Membran kann man, falls ein Riss entstanden ist, nähen lassen, ohne dass das die Funktion wesentlich einschränkt.

Der Rucksack
Ein hochwertiger Rucksack ist ein langlebiger Geselle. Trotzdem ist ein Kontrollblick zu empfehlen. „Schnallen sind das empfindlichste Teil, weil das Material mit der Zeit spröde wird und sie dann gern brechen. Man kann sie aber nachkaufen, in jedem Sportgeschäft bestellen – man muss dazu nur Marke und Modell wissen“, so Michael Schobersteiner. Der weiters rät: „Schlaufen, Riemen auf Rissigkeit kontrollieren. Und ob das Material des Rucksacks selber Schnitte oder Risse hat.“ Letzteres wäre ein Fall, wo ein Neukauf ansteht, weil sonst auf Tour die Gefahr besteht, dass das Material endgültig aufreißt.

Über Pflege freut sich auch ein Rucksack, das Rückenteil kommt schließlich ständig mit Schweiß in Berührung: „Den Rucksack nicht in die Waschmaschine stecken, sondern Wasser in die Badewanne einlassen, mit pH-neutraler Seife oder Waschmittel einweichen und dann wieder lufttrocknen. Und gegebenenfalls auch wieder imprägnieren“, so der Hervis-Experte.

Die Wanderstöcke
Schlaufen und Griff am oberen Stockende, Teller und Spitzen am unteren Ende kontrollieren – so der erste Rat unseres Expertenteams zu Wanderstöcken: „Die Spitzen sind das größte Verschleißteil und die kann man wie die Teller selber gut tauschen“, erklärt Giga­sport-Expertin Katharina Gether. „Ist bei Griff oder Schlaufe eine Beschädigung zu erkennen, kann man die Reparaturmöglichkeit beim Händler prüfen lassen.“

Bei Teleskop- und Faltstöcken die Verschlüsse auf Leichtgängigkeit prüfen, eventuell mit ein bisschen Öl pflegen, rät Intersport-Experte Bernhard Kalt. Sind Schraubverschlüsse beschädigt, kann man auch dieso oft austauschen lassen, so sein Rat. Unbedingt einmal vor der ersten Frühlingstour zur Probe auf den Teleskopstock stützen.

Hat das Material des Rohrs einmal eine Beschädigung abbekommen, kann man auch einzelne Segmente tauschen. Speziell Carbon neigt, wenn es einmal beschädigt ist, dazu, zu brechen, auch deshalb lohnt sich ein Kontrollblick. 

Und: „Hochwertige Marken wie Leki oder Komperdell haben einen Reparaturservice und halten jahrelang Ersatzteile bereit. Einen beschädigten Stock ins Sportgeschäft bringen und einschicken lassen lohnt sich in vielen Fällen“, so der finale Rat von Hervis-Experte ­Michael Schobersteiner.