920 Kilometer Bikewege und trotzdem noch ein Geheimtipp für Biker: Das ist die Region Nassfeld–Pressegger See / Lesachtal / Weissensee. Sie besticht durch die Bergwelt und zwei Seen, viel Sonne dank südlicher Lage und die Möglichkeit, einfach schnell nach Italien hinüberzuwechseln.
Grenzen überschreiten, ist für Mountainbiker im Südwesten Kärntens das Motto. Wobei nicht notwendigerweise die eigenen Leistungsgrenzen gemeint sind. Auf Empfehlung unseres Tourguides Marco Buchacher von „NTC Sport Sölle“ steigen wir zum Start einmal in die Bahn. Der Millennium-Express, der im Winter die Skifahrer aufs Nassfeld (Kärntens größtes Skigebiet) transportiert, bringt Biker und Bike (das gratis mit dabei ist) zum Startpunkt einiger toller Touren, deren Highlight es ist, ins benachbarte Italien hinüberradeln zu können.
Oben angekommen, machen wir uns Richtung Gartnerkofel auf und visieren die Garnitzenalm an; ein Schotterweg führt hinauf bis zur Bergstation der Gartnerkofelbahn. Von hier sind es nur noch wenige Meter bis zur Staatsgrenze zu Italien. Die Karnischen und Gailtaler Alpen bilden die Kulissen. Das markante Zwischenziel auf italienischem Staatsgebiet nennt sich Ofenalm; immer wieder bleiben wir stehen und genießen die Aussicht. Weitere Infos zur Region findest du hier.
MTB-GRENZ-HOPPING
Knapp bevor wir die Grenze zum zweiten Mal passieren und wieder nach Österreich zurückwechseln, kehren wir beim „Livio“ ein. „Die Calamari mit Polenta sind spitze“, sagt Marco und verspricht nicht zu viel. Gestärkt nehmen wir das letzte Stück retour zum Nassfeld in Angriff. Die Laune ist bestens, es wird gescherzt und gelacht. Die rund 11 Kilometer lange Tour mit rund 400 Höhenmetern verlangt keine sportlichen Höchstleistungen, aber das war auch nicht unser Anspruch. Wir wollten die Region einmal kennenlernen und das ist perfekt gelungen.
BADEWANNE INKLUSIVE
Die Landschaft, leckeres Essen, das atemberaubende Bergpanorama, viele Sonnenstunden an der Südseite der Alpen und die Nähe zu Italien: Das sind, kurz auf den Punkt gebracht, die Vorzüge der Urlaubsregion im Südwesten Kärntens, die eigentlich aus drei recht unterschiedlichen Teilen besteht: Der Region Nassfeld–Pressegger See, der Region Weissensee sowie dem Lesachtal. Zwei Seen machen also das Vergnügen komplett: Einmal der kleine Pressegger See – den die Bewohner hier „Badewanne“ nennen, weil er so warm ist und zum Reinspringen einlädt (und der, nebenbei bemerkt, auch Startpunkt vieler Mountainbike-Touren ist) – zum Zweiten der Weissensee.
„FJORDSEE“ ZWISCHEN BERGEN
Nächster Tag, nur wenige Kilometer weiter: Peter Schwarzenbacher begrüßt uns an eben jenem Weissensee. Der Hotelier und Inhaber der Mountainbikeschule Schwarzenbacher ist ein Tourenfex durch und durch – viermal pro Woche nimmt er Gäste mit auf eine der Touren rund um „seinen“ See. Offiziell gibt es elf ausgeschilderte Mountainbike-Touren, „aber mit Guide ist auch der eine oder andere Abstecher abseits der offiziellen Wege schon drin“, versichert Peter.
Die Weissensee-Runde ist eine Wucht, wobei der auf 930 Meter Seehöhe liegende See sowie die umgebende Landschaft die „Stars“ sind: Der Weissensee liegt ähnlich wie ein Fjordsee zwischen den Bergen eingebettet, erstreckt sich auf 12 Kilometern Länge und ist von herrlichem Grün umgeben. Pure Natur und ein besonderes „www“ erwarten Biker hier – Wasser, Wiesen und Wald. „80 Prozent der Uferflächen sind unverbaut“, erzählt Peter, der auch meint: „Die Region ist langsam gewachsen und daher überaus familiär geblieben. Das gefällt vielen besonders, die zum ersten Mal hierher kommen.“
LANDSCHAFT, KULINARIK UND SPORT
Die Tour steht vom körperlichen Drei Urlaubsdestinationen, die durch landschaftliche Schönheit glänzen: Lesachtal , Nassfeld– Pressegger See und Weissensee. Biker können auf das dichteste Wegenetz in Kärnten vertrauen – 950 Kilometer markierte Bikewege stehen zur Verfügung. und technischen Anspruch her deutlich über jener des Vortags – und schließlich erwartet uns eine „Abkürzung“, die zum Erlebnis wird: Die letzten Kilometer geht es mit dem Schiff über den See zurück nach Techendorf. Wir stärken uns in Peters Arlbergerhof (zum Hotel), wo dessen Frau Köstlichkeiten auf den Teller zaubert. Seeforelle, Saibling, Renke und Co aus dem sauberstenund höchstgelegenen Badesee Österreichs gehören zu den lokalen Spezialitäten.
950 KILOMETER WEGENETZ
Was das Mountainbiken betrifft, gehört die Region zwischen Gailtaler und Karnischen Alpen zweifellos noch zu den Geheimtipps. Obwohl es an Infrastruktur nicht mangelt – im Gegenteil: Mit rund 950 Kilometern Wegen und Trails gibt es das dichteste Wegenetz für Biker in Kärnten. Der Großteil davon – rund 800 Kilometer – entfällt auf den Großraum Nassfeld-Pressegger See. 150 Kilometer sind es in der Region Weissensee. Einen Überblick über 31 mögliche Touren verschafft man sich am besten mit dem interaktiven, digitalen Tourenführer auf www.nassfeld.at.
NATÜRLICH BIKEN
Ein Sonderfall ist die Region Lesachtal: Im „naturbelassensten Tal Europas“ (so lautet eine offizielle Auszeichnung, die dieses Natur-Kleinod vor einiger Zeit erhalten hat) gibt es keine offiziell ausgewiesenenen Mountainbike-Touren. Wer sich an den Tourismusverband Lesachtal (E-Mail-Kontakt: info@lesachtal.com) wendet, bekommt jedoch eine Übersichtskarte mit den möglichen Radtouren der Region zugeschickt. Die Plateaus, die geschotterten Alpenstraßen und Waldwege und natürlich die Natur des Lesachtals vom Bikesattel aus zu erkunden, zahlt sich auf jeden Fall aus.
FAHRTECHNIK TRAINIEREN
An beiden bisherigen Fahrtagen haben uns die Guides auf die nützlichen Fahrtechniktrainings hingewiesen, die sowohl am Nassfeld wie auch am Weissensee angeboten werden („das ist nicht nur für Einsteiger interessant, und es macht wirklich Spaß“). Wir entscheiden uns wieder für den Weissensee. Mit dem Sessellift (mit Bike-Transportsessel) geht es auf die Naggler Alm, wo ein Technikparcourswartet, auf dem alle möglichen Hindernisse, wie sie die Natur so bietet, nachgebaut sind. Von der richtigen Kurventechnik übers Springen und Bremsen auf unterschiedlichem Untergrundbis hin zum sicheren Abfahren lässt sich hier alles gefahrlos trainieren. Die Zeit verfliegt und am Ende haben wir das Gefühl, mit unseren Bikes noch ein Stück mehr zusammengewachsen zu sein.
11,7 KILOMETER BERGAB
Ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte, führt uns am Ende unseres (viel zu kurzen) Schnuppertrips noch einmal zum Millennium-Express zurück: Der „Lift & Bike-Giro“ startet an der Bergstation. 11,7 Kilometer geht es bergab – nicht als wilder Downhillritt, sondern im stressfreien Modus. Mit einem Stopp auf der Rudnig Alm lässt es sich Energie tanken, bevor es auf Forststraßen noch weitere rund 900 Höhenmeter bergab geht. Der technische Anspruch ist nicht hoch, trotzdem empfiehlt sich weniger Geübten beim ersten „Lift & Bike-Giro“ etwas Zurückhaltung, um das Gelände kennenzulernen.
Klar: Diesen Abfahrtsspass kann man sich auch mehrmals gönnen. Besonders, wenn die Auffahrt mit der Bergbahn gratis ist: Wir haben die „+Card PREMIUM“ in der Tasche, die man als Übernachtungsgast in 137 „Premium Partnerbetrieben“ in der Region Nassfeld–Pressegger See als Goodie bekommt (und die noch viele weitere Gratisleistungen bietet). Also: Nochmal rauf und nochmal „Lift & Bike- Giro“ – das geht sich noch aus, bevor wir die Bikes ins Auto packen und uns wieder Richtung Heimat aufmachen. Wobei schon feststeht: Wir kommen wieder, um noch möglichst viele weitere Bikekilometer im Südwesten Kärntens zu erkunden.
Infos und Buchungen
Nassfeld-Pressegger See | 9620 Hermagor |
Tourismusinformation Weissensee | 9762 Weissensee |
Tourismusinformation Lesachtal | 9653 Lesachtal |
Dieser Artikel und weitere Urlaubstipps findest du im aktuellen Sonderheft "Bikeland Kärnten" (zur Online-Version).
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