Rennrad und Komfort? Zwei Begriffe, die bislang wie die Faust aufs Auge passten. Tatsächlich sind aber nun auch bei den Rennmaschinen „bequeme Zeiten“ angebrochen. Zur Slideshow ...
Du liebst den Asphalt. Du magst es, dich über enge Kehren steil nach oben zu kurbeln, im Windschatten deiner Partner über endlos lange Geraden zu fliegen, und im Fahrtwind einer rasanten Abfahrt Kraft für den nächsten Anstieg zu sammeln.
Das ist Rennradfahren. Und seine schöne Seite. Die Kehrseite? Schon nach kurzer Zeit am Renner wird dein Nacken steif, und dein Kopfkino beschäftigt sich nur mehr mit der Frage, was bei jeder Querrille mehr schmerzt: die Handgelenke oder dein Hinterteil. Das ist, oder besser gesagt, das war die harte Realität des Rennradfahrens. Denn mittlerweile hat auch das Rennrad-Segment seine „Komfortzone“. Und zwar nicht nur im Hobbysport, auch die Profis setzen auf mehr Bequemlichkeit, nennen diese Räder imagehalber allerdings „Marathon-“ oder „Langstrecken-Renner“. In jedem Fall aber steckt hinter der Entdeckung der „Rennrad-Komfortzone“ die ganz einfache Erkenntnis: Ein gut gedämpftes Rad schont die Muskulatur des Fahrers und spart somit Kraft für längere Touren oder knackige Anstiege. Mehr Komfort heißt aber nicht, dass die klassischen Rennräder zu gefederten Kutschen mutieren – verantwortlich für mehr „Bequemlichkeit“ sind in diesem Fall zwei Faktoren:
VERTIKALE NACHGIEBIGKEIT.
Fast alle Hersteller setzen bei der Materialwahl auf Carbon. Nur Kohlefaser gibt nämlich die Möglichkeit, steife und gleichzeitig dämpfende Rahmen mit geringem Gewicht zu entwickeln. Der Komfort-Effekt: Der gesamte Rahmen sowie die Gabel samt Vorbau geben bei Belastung und Erschütterung um mehrere Millimeter nach. Zudem setzen die Hersteller auf verschiedene Technologien wie eine stark gekröpfte Sattelstütze, dünnere Sitzstreben, die bei Belastung nachgeben, oder im Rahmen bzw. in der Gabel verbaute Elastomere, die ebenfalls Schläge absorbieren.
ANBAUTEILE
Neben dem gedämpften Rahmendreieck und der Gabel spielen die verwendeten Anbauteile eine zentrale Rolle für den Gesamtkomfort:
- Dicke Lenkerbänder mit Gel-Einlagen und breiten Auflageflächen mindern die Belastung der Handgelenke und Schultern.
- Um das Sitzfleisch und die Bandscheiben zu schonen, werden die Sättel auf die Hüftbreite des Fahrers angepasst.
- Die bislang am Rennrad verbauten 23 mm-Reifen werden auf 25 mm verbreitert. Diese haben keinen schlechteren Rollwiderstand, schlucken aber durch geringeren Luftdruck mehr Vibrationen und Schläge, erhöhen zusätzlich auch die Pannensicherheit.
- Durch ein längeres Steuerrohr (= geringere Sattelüberhöhung) und ein etwas kürzeres Oberrohr wird eine entspannte(re) Sitzposition geschaffen, was vor allem den Nacken entlastet.
FAZIT
Der damit erzielte Fahrkomfort schont nicht nur den Körper, sondern bringt auch Fahrsicherheit mit sich. Durch einen längeren Radstand und mehr Gabelnachlauf gewinnt das Rennrad speziell bei schnelleren Abfahrten an Laufruhe. Das Handling funktioniert dennoch präzise und feinfühlig, erfordert zugleich aber weniger Konzentration und hält somit länger wachsam.Und keine Sorge: Der Komfort bedeutet nicht automatisch höheres Gewicht und schlechteren Vortrieb. Die Räder sind spritzig wie bisher, was ja wohl dadurch bewiesen ist, dass sich auch im Profisport dieses Konzept immer mehr durchsetzt. Und dort kennt man die „Tour der Leiden“ am besten ...
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