Es kribbelt. Die Tage werden länger und vorausschauende Hobbyradler beginnen bereits an ihren Sportgeräten zu schrauben, um sie für die erste Tour einsatzbereit zu machen. Gut so, aber nicht vergessen: Schaut vor allem auf eure „Patscherln“!

Ausnahmen bestätigen auch hier bloß die Regel: Einmal abgesehen von der Hardcore- Fraktion der Rennradfahrer (die schon aus reinem Selbstschutz stets ein Auge auf den Zustand ihrer dünnen „Asphaltschneider“ haben) fristen bei einem Großteil der Mountainbiker und Tourenfahrer ausgerechnet die Reifen ein ziemliches Mauerblümchen-Dasein. So nach dem Motto: Drauf g’schaut wird erst, wenn es „pffffft“ gemacht hat ...
Allen Pneu-Ignoranten sei deshalb diese Botscha gewidmet: Ein „fertig gefahrener“ Reifen bedeutet viel mehr als bloß erhöhten Pannenalarm, sondern einen erheblichen Verlust an Fahrkomfort, was sich zwangsweise auch auf den Fahrspaß niederschlägt. Verminderte Ha ung im Gelände und bei Nässe sowieso auf jedem Terrain sind – neben der höheren Pannenanfälligkeit – die Folge von Reifenmaterial, das seinen Zenit bereits überschritten hat.
Prinzipiell gibt es keine Faustregel dafür, wann ein Reifenwechsel stattfinden soll, da es auf den Grad der (Ab-)Nutzung ankommt. Experten empfehlen aber auch Wenigfahrern aufgrund von Materialermüdung, nach spätestens zwei bis drei Jahren den Mantel zu erneuern. Fakt ist: Durch Umwelteinflüsse und andere wechselnde Bedingungen verlieren Fahrradreifen mit der Zeit enorm an Qualität und damit an Funktion. Mit fortlaufender Lebensdauer büßt die Gummimischung ihre Weichmacher ein und verhärtet sich, was unter anderem feine Risse an Lauffläche und Flanke hervorru . Bemerkt man dies, ist es höchste Zeit in neue Reifen zu investieren. Allerhöchste Zeit ist es in jedem Fall, wenn vormals grobe Stollen klare Profilschwächen erkennen lassen. Wer den Großteil seiner Freizeit auf dem Mountainbike verbringt, kann im Grunde vor jeder Saison die Reifen wechseln. Auf diese Weise erspart man sich ärgerliche, zeiraubende Pannen – und das bei einer Investition, die im Verhältnis zu anderen Fahrradteilen doch eher gering ausfällt. Ein Reifenwechsel vor Saisonbeginn bietet aber auch die Gelegenheit, sich grundsätzlich Gedanken über Einsatzgebiet bzw. Anforderungen zu machen. Dabei sollten sich vor allem unerfahrene Biker Rat vom Experten im Fachhandel holen. Zum besseren Verständnis liefern wir hier eine Vorschulung für die „Reife(n)prüfung“.


REIFENPROFIL
Slicks, also schmale glatte Reifen, und Semislicks, schmale Reifen mit leichtem Profil, bewähren sich durch ihren geringen Widerstand besonders in der Stadt, sind jedoch für das Gelände gänzlich ungeeignet. Schwere Reifen mit markigem Stollenprofil sind für anspruchsvolles Terrain gedacht, können durch ihre Bauweise und relativ hohe Abnutzung auf der Straße jedoch kaum glänzen. Weil aber das Gros der Radler die Bikes im gemischten Terrain bewegt, hat die Reifenindustrie zwischen diesen beiden Extremen noch eine großzügige Profilpalette angesiedelt.

GUMMIMISCHUNG
Sie bestimmt nicht unwesentlich die Eigenschaften des Reifens. Idealerweise ist die Lauffläche weich und griffig, darunter etwas härter, sodass die Stollen nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Sogenannte Dual-Compound-Reifen ermöglichen ein gutes Abrollverhalten bei achtbaren Traktionswerten. Hier werden zur Aufgabenteilung unterschiedliche Gummiarten eingesetzt, um die Performance des Reifens speziell im Gelände ohne größere Kompromisse zu optimieren.
Bei geländegängigen Reifen ließe sich zwar endlos differenzieren, wir aber unterscheiden an dieser Stelle vier Haupteinsatzbereiche: Enduro, All-Mountain, Touren und Race.

ENDURO-REIFEN
... sind sozusagen die „wilden Reißer“. Geeignet ist dieser dicke und verhältnismäßig schwere Reifen vor allem für den Downhill-Bereich – bei dem man bergauf eher den Transport mit der Gondel vorzieht.

ALL-MOUNTAIN-REIFEN
... eignen sich, wie der Name bereits verrät, für jegliches Gelände. Mit diesem Allrounder kann man bergab seinen Spaß haben, aber auch Steigungen und Übergänge stellen kaum Probleme dar.

TOUREN-REIFEN
... empfehlen sich für den durchschnittlichen Mountainbiker, der keine Ambitionen aufweist, sich in extremes Gelände zu verirren.

RACE-REIFEN
... nimmt man, wenn man sich möglichst flink durch die Flora bewegen will. Ausgerichtet auf Geschwindigkeit, weisen diese Renner trotzdem ein solides Profil auf und sorgen somit für nötige Sicherheit.

PLEITEN-, PECH- UND PANNENLOS
Spätestens nach einer Reifenpanne sind Biker mit Reparatur bzw. Reifenwechsel konfrontiert. Der Unterschied zwischen konventionellen und faltbaren Reifen ist in diesem Fall vor allem bei der Montage ein Thema: Faltbare Reifen sind zwar etwas teurer, verfügen aber im Wulst über einen Ring aus Kevlarfasern anstatt eines Drahtgeflechts. Dadurch lassen sie sich deutlich einfacher montieren – und nebenbei spart man auch beim Gewicht des Reifens.
Mit der Entwicklung von speziellen „Pannenschutzreifen“ rannte man in den letzten Jahren bei Mountainbike- Junkies offene Türen ein. Pannenschutzreifen sorgen durch eine spezielle Schicht im Inneren des Mantels für eine deutlich erhöhte Sicherheit gegenüber spitzen Steinen, Glasscherben und Nägeln. Der zusätzliche Schutz spiegelt sich dementsprechend im Gewicht des Reifens und leider auch preislich wider, was sich aber durch die längere Lebensdauer und „Patschenlosigkeit“ relativiert. Die sogenannten Tubeless-Reifen schließlich kommen in Verbindung mit speziellen Felgen ganz ohne Schlauch aus. Sie werden fast ausschließlich bei Mountainbikes verwendet, und bieten einen deutlich erhöhten Pannenschutz gegenüber Schlauchreifen. Wobei man auch hier Abstriche bei Gewicht und Abnutzung hinnehmen muss. Aber wofür man sich auch entscheidet: Einziges „No go“ bleibt die Kombination „teures Bike – billiger Reifen“. Wer sich im Gelände über mangelnde Qualität ärgern muss, macht diesen Fehler aber ohnehin nur einmal.

AUF DEN ERSTEN BLICK
Zugegeben, für reine Freizeitradler kann ein Reifen dem anderen zum Verwechseln ähnlich sehen. Um der größten Verwirrung entgegenzuwirken, liefern die Hersteller die wichtigsten Informationen sichtbar auf den Flanken der Reifen mit. Hier findet man neben Marke, Modellnamen und Bauart auch Auskunft über die Reifendimension (Außendurchmesser x Breite in Zoll, z. B. 26 x 2,25) bzw. die Angabe nach der ETRTO-Norm (Breite und Innendurchmesser in Millimeter, z. B. 54 – 622). Die optimale Reifendimension hängt natürlich vom Bike selbst, aber auch dem Einsatzgebiet sowie den Ansprüchen des Fahrers ab. Breitere Reifen sorgen zwar für etwas mehr Rollwiderstand, verfügen aber über höheren Komfort durch spürbar besseres Fahrverhalten und Pannensicherheit. Sollte es nicht bereits aus dem Profil ersichtlich sein, kennzeichnet zusätzlich ein kleiner Pfeil die Laufrichtung des Reifens.

LUFTIG LEICHT
Oft vernachlässigt wird der Luftdruck. Der ist abhängig vom Reifentyp, Einsatzgebiet, Fahrweise und Gewicht des Fahrers. Ist man vorwiegend auf Asphaltstraßen unterwegs, empfiehlt es sich, den Reifen möglichst prall aufzupumpen. Auf diese Weise senkt man den Rollwiderstand und verringert zugleich das Risiko einer Beschädigung des Reifens durch Scherben oder kleine Nägel. Aber aufgepasst, zu hoher Luftdruck kann zur Folge haben, dass es zu einem unangenehmen Holpern der Laufräder kommt.
Ein geringerer Luftdruck ist im Gelände ratsam, denn er sorgt für ein deutlich besseres Fahrgefühl, da sich weichere Reifen besser an den Untergrund anpassen können. Prinzipiell empfehlen Experten für MTB-Reifen einen Druck zwischen 2,4 und 2,8 bar, bei Trekking- und Rennrädern ist der Druck wesentlich höher.
Fazit: Auch wenn Alterserscheinungen bei beiden auftreten, ermüdet im Idealfall der Sportler vor seinem Material – verschlissene Teile lassen sich aber beim Bike leichter tauschen als beim Biker. Und dafür wäre die Winterpause genau richtig.


Mehr über die richtige Wartung für dein Bike erfährst du hier ...