Zur heißen Zeit des Jahres suchen viele Bewegungshungrige immer wieder neue Rezepte für die leichte Küche. Was viele dabei übersehen: Gerade Joghurt und andere Milchprodukte sind nicht nur erfrischend, sondern eignen sich speziell in der Sommerküche hervorragend als Energielieferant für Sportler.



Die Erklärung ist relativ einfach: Zwar besteht Milch zu 87 Prozent aus Wasser – die restlichen 13 Prozent aber sind ein bombiges Konzentrat aus lebenswichtigen Inhaltsstoffen wie Fett, Eiweiß, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen. Diese einzigartige Zusammensetzung ist auch dafür verantwortlich, dass Milch trotz des hohen Wassergehalts kein Getränk, sondern ein Lebensmittel ist. Und in ihrer ganzen Breite sind Milchprodukte – ob Milch, Käse, Molke, Joghurt oder Sauermilchprodukte– gerade für sportbegeisterte Menschen eine fantastische und ergiebige Kraftquelle! Und zwar mit vielfältigem Nutzen. So sollte man zum Beispiel wissen, ...

  • ... dass das Fett in der Milch in kleinste Tröpfchen verteilt ist, was es besonders leicht verdaulich macht. Außerdem enthält die Milch größtenteils kurzund mittelkettige Fettsäuren, wodurch die Verdauung nochmals erleichtert wird.
  • ... dass Milch eine hohe biologische Wertigkeit hat, weil es fast alle essenziellen Aminosäuren beinhaltet. Also all jene Aminosäuren, die der Körper nicht selbst erzeugen kann, die aber absolut notwendig sind, um körpereigenes Eiweiß herstellen zu können.
  • ... dass Milchzucker (die Laktose) für ein längeres Sättigungsgefühl sorgt, weil es vom Körper langsam aufgenommen wird. Laktose wirkt sich außerdem positiv auf die Darmflora aus und fördert die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm.
  • ... dass Milchprodukte ideale „Figur- Former“ sind. Denn Milch versorgt unseren Körper mit viel Kalzium – und Zellen, die gut mit Kalzium versorgt sind, lagern weniger Fett ein!


WERTVOLLES KALZIUM
Apropos Kalzium: Als weißer Alleskönner ist die Milch unser wichtigster Kalziumlieferant! 200 ml Milch decken ein Fünftel des Tagesbedarfs an Kalzium eines Erwachsenen, bei Kindern bis zu sieben Jahren ist mit derselben Menge sogar ein Drittel des Bedarfs gedeckt. Gerade im Kinder- und Jugendalter ist die Kalziumzufuhr ganz entscheidend, weil hier die Knochen noch in der Aufbauphase sind. Je mehr die Knochendichte im Jugendalter aufgebaut wurde, umso besser kann man in späteren Jahren der Osteoporose vorbeugen. Abgesehen vom Wert für den Knochenaufbau ist Kalzium der Mineralstoff, der mengenmäßig am meisten vom Körper verbraucht wird, weil er auch für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen verantwortlich ist. Für die Muskelkontraktion sind wiederum besonders Kalium und Magnesium verantwortlich. Beide sind ebenfalls in Milchprodukten enthalten, ebenso wie das Zink, das für Sportler unerlässlich ist, weil es die körpereigenen Enzyme zum Muskelaufbau fördert. Besonders unter Stress gehen die Zinkvorräte zurück und müssen neu aufgefüllt werden. Abgesehen von den Mineralstoffen sind Milchprodukte auch noch wahre Vitaminbomben. Besonders reichlich ist Vitamin A enthalten, was für gutes Sehen und eine gesunde Haut wichtig ist, und auch die Vitamine der B-Gruppe sind in der Milch zu finden. Gut zu wissen: Die meisten Vitamine sind nicht hitzeempfindlich und überstehen den Vorgang des Pasteurisierens unbeschadet.

22 KILO JOGHURT
Wenn Joghurtkulturen während der Fermentation den Milchzucker in Milchsäure umwandeln, entsteht der typisch säuerliche Geschmack des Joghurts. Die Österreicher liegen mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 22 Kilo Joghurt im Jahr deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Ob flüssig oder fest, mit oder ohne Frucht, ob fettreduziert oder nicht – erfrischend gesund sind Joghurts allemal, denn speziell milchsaure Produkte unterstützen die Arbeit unseres Verdauungstraktes.

MOLKE-DRINK
Bei der Herstellung von Käse fällt Molke als Nebenprodukt an. Mit einem Fettgehalt von nur einem Prozent ist die Molke nicht nur ein beliebter sommerlicher Durstlöscher, sondern auch ein gesunder Eiweißlieferant, der zusätzlich durch seine speziellen Aminosäuren-Zusammensetzung und die wertvollen Mineralstoffe punktet. Die enthaltenen B-Vitamine beeinflussen Hautstoffwechsel und Nerven positiv,Kalzium, Phosphor und Jodgehalt tragen zur Osteoporose-Prävention bei, und durch den hohen Laktosegehalt wird die Aufnahme von Kalzium noch zusätzlich gefördert.
Achte beim Kauf von Molke aber immer aufs Etikett auf der Rückseite! Oft wird noch zusätzlich Zucker ins Getränk gemischt – die Molke hat dann einen sehr hohen Kaloriengehalt.
1:1 mit Wasser gemischt ist die Molke jedenfalls für Sportler das perfekte isotonische Getränk. Es gleicht den Flüssigkeitsverlust aus und versorgt den Körper mit den richtigen Mineralstoffen und mit Eiweiß! Alternativ kannst du auch Buttermilch mit Mineralwasser mischen und damit ebenfalls ein optimales Sportlergetränk mit wertvollen Inhaltsstoffen herstellen.

MILCHVERTRÄGLICHKEIT
Obwohl die Milch bei uns einen gesunden Ruf genießt, hört man immer wieder von ihrer „Unverträglichkeit“. Generell gilt: Durch unser körpereigenes Enzym, die Laktase, kann der Milchzucker (Laktose) aufgespalten werden und über den Darm resorbiert werden.
Im Erwachsenenalter kann es aber zu Unverträglichkeiten kommen: In Europa leiden etwa 10 Prozent der Bevölkerung an Laktose-Intoleranz, in Asien und auch Afrika fehlt aber rund 80 Prozent der Bevölkerung die Laktase gänzlich. Das erklärt wohl auch, warum in der Traditionellen Chinesischen Medizin Milch als „ungesund“ gilt.
Alle Milchprodukte werden aus diesem Grund in den Supermärkten auch laktosefrei angeboten. Bei laktosefreier Milch beispielsweise wird während der Verarbeitung die Laktose bereits gespalten. Der Körper benötigt das fehlende Enzym also nicht und es kommt zu keinen Beschwerden. Durch das Spalten des Zuckers schmeckt die Milch auch süßer.
Grundsätzlich verursachen fermentierte Milchprodukte wie Joghurt oder Sauermilch weniger Verdauungsbeschwerden. Sie werden besser vertragen, weil die enthaltenen Bakterien den Milchzucker abbauen können.

Agnes Meyer / Bild: KK

DIE EXPERTIN
AGNES MEYER arbeitet als ausgebildete Diätologin in einem Reha-Zentrum und ist spezialisiert auf Stoffwechsel- sowie Sporternährung.
Diätologen haben eine medizinisch fundierte Ausbildung, weshalb es ihnen auch erlaubt ist, in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern zu arbeiten.
Kontakt: Praxis 2432, Schwadorf bei Wien
diaet.meyer@gmx.at


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