Werner, du hast ja schon zahlreiche Hochseilgärten in ganz Österreich geplant und gebaut. Wie muss man sich das als Laie vorstellen: Ist das bloß ein wackeliger Spielplatz für kleine und „große“ Kinder – oder steckt da doch viel mehr dahinter?

Grundsätzlich muss man unterscheiden: Es gibt die klassischen Hochseilgärten auf Masten mit 20 bis 25 Elementen, die von Amerika zu uns gekommen sind. Und es gibt die in den letzten Jahren auch bei uns boomenden Abenteuerparks oder Waldseilgärten, die im natürlichen Baumbestand eines Waldes oder in Parks errichtet werden und in verschiedene Parcours unterteilt sind.

Und was für ein Unterschied besteht da?

Schon ein ziemlich deutlicher: Die klassischen Hochseilgärten eignen sich besonders für Outdoortrainings, zum Beispiel­ von Firmen, mit der Zielsetzung, Teamtraining oder -entwicklung zu betreiben; oder für erlebnispädagogische Programme, wie zum Beispiel für Schulen, für Behinderte oder für therapeutische Zwecke. Hier gestalten Trainer das Programm und betreuen auch die Gruppen. Bei den „Abenteuer­parks“ dagegen stehen Erlebnis, Action, Fun und natürlich auch Grenzerfahrung für eine breite Zielgruppe – auch für die ganze Familie – im Vordergrund. Hier sind die Teilnehmer nach einer Einschulung eigenverantwortlich und selbstständig auf den verschiedenen Parcours unterwegs.

Damit drängt sich gerade zum Abenteuerpark die Frage auf: Bringt‘s außer Fun und Action noch etwas, wenn man da herumkraxelt?

Jede Menge – körperlich genauso wie mental. Neben einer hohen Eigenverantwortung der Teilnehmer, die im Fall von Familien auch auf die Kinder übertragen werden muss, steht das gemeinsame Erlebnis einer Reise durch den Wald von Baum zu Baum, verbunden mit einer sportlichen Herausforderung, einer Schulung der Koordination und Motorik, im Vordergrund. Und für viele ist es natürlich auch die wichtige Erfahrung, wie weit sie an ihre Grenzen gehen können.

Gibt es im Hochseilgarten ein bestimmtes Alters- und auch Größenlimit?

Bei uns im Abenteuerpark Gröbming gibt es Miniparcours, die eine verkleinerte Form der Erwachsenenparcours darstellen. Auf denen klettern bereits Kinder im Alter von 3 Jahren, natürlich in Begleitung eines Erwachsenen und unter Anwendung und Erlernung der Sicherungstechnik. Dann gibt es Kinderparcours für eine Mindestgröße von 110 cm, das entspricht etwa einem Alter von 5 bis 6 Jahren; und für die übrigen Parcours ist eine Körpergröße von 140 cm erforderlich. Das Höchstgewicht , das ein Teilnehmer haben darf, ist 120 Kilogramm.

Und muss man, einmal abgesehen von der Statur, noch andere körperliche Voraussetzungen mitbringen?

Natürlich, eine gewisse körperliche Fitness und Grundkondition ist schon erforderlich, wie ja beim Wandern auch. Aber ansonsten sind keine besonderen Voraussetzungen oder das Beherrschen bestimmter Techniken notwendig, da die Teilnehmer den Schwierigkeitsgrad der Parcours nach ihren persönlichen Voraussetzungen selbst auswählen können. Das bedeutet also auch, dass vom Kind bis zum Senior und vom Anfänger bis zum Könner jeder im Abenteuerpark seinen Spaß und seine Herausforderung findet.

Thema Ausrüstung: Wie schaut die idealerweise für den Einstieg in den Klettergarten aus?

Die Teilnehmer brauchen sportliche Bekleidung und Sportschuhe. Der Rest der Ausrüstung, wie Helme, Klettergurte und Karabiner, werden von uns zur Verfügung gestellt. Ist ein eigener Kletterhelm vorhanden, kann dieser natürlich verwendet werden.

Damit gerade Neulinge eine Vorstellung bekommen, was sie da erwartet: Wie könnte man die verschiedenen Sektionen oder Elemente und ihre Funktionen in einem Abenteuerpark beschreiben?

Ich kann‘s natürlich am leichtesten am Beispiel des Abenteuerparks Gröbming­ erklären. Da erwarten den Gast 18 verschiedene Parcours mit 200 Elementen in verschiedenen Höhen und Schwierigkeitsgraden. Start ist in einem Meter Höhe, die Parcours steigern sich dann um jeweils einen Meter. Die einzelnen Parcours bestehen aus verschiedenen Elementen, wie zum Beispiel Seilbrücken, Klettertafeln, Rohren, Schiffstauen, Pendeltauen, Tarzanswings und andere wackeligen Konstruktionen, die durchklettert werden. Als besondere Attraktion gibt es sogenannte ­Flyingfox-­Pacours, auf denen man mit einer Seilrolle zwischen 100 und 260 Meter von Baum zu Baum durch den Wald rutschen kann. Die gesamte Kletterstrecke des AP Gröbming beträgt jedenfalls zwei Kilometer – das ist mehr, als wenn man die Eigernordwand durchklettern würde.

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Vieles, wie etwa der Flying-Fox-Parcours, klingt ja ziemlich nach Nervenkitzel. Wie sicher oder wie gefährlich ist es eigentlich im Hochseilgarten?

Die Sicherungstechnik in einem Abenteuerpark funktioniert ähnlich wie die Absicherung auf einem Klettersteig. Man ist stets doppelt gesichert und darf an Umhängepunkten immer nur einen Karabiner nach dem anderen umhängen, sodass man nie völlig ungesichert ist. Wenn die Teilnehmer diese Sicherungstechnik richtig anwenden, dann ist die Gefahr absolut gering. Auch von der Konstruktion her ist der Abenteuerpark sehr sicher, da er nach den neuesten Normen errichtet wurde, mehrfach überdimensioniert ist und auch laufend überprüft wird.