Deine ehrliche Meinung als „Extremradsportler“: Extrem ist doch nicht gesund, oder?

Das Extreme sicher nicht! Aber man muss sich das Gesamtbild anschauen. Im Wettkampf verlange ich meinem Körper alles ab, strapaziere ihn bis zur letzten Zelle. Doch das restliche Jahr über ernähre ich mich gesund, trainiere in moderaten Pulsbereichen und schlafe genügend. Auch Stress lasse ich nicht an mich heran. In Summe habe ich sicher einen sehr gesunden Lebensstil.

Heißt das, dass sich auch Hobbysportler vom Extremsportler etwas abschauen können?

Auf jeden Fall! Ich betreibe, wenn man so will, regelmäßig genau den moderaten Sport, der empfohlen wird. Der Unterschied liegt in den Umfängen, bei mir sind’s im Schnitt 30 Wochenstunden.

Andererseits: Sollte nicht jeder immer wieder ­versuchen, ­seine persönlichen Grenzen zu überschreiten?
Das unterschreibe ich nur bedingt, weil man Grenzen nicht wirklich überschreiten soll. Ich trainiere dafür, dass ich innerhalb meiner Grenzen die bestmögliche Leistung bringen kann. Grenzen wirklich zu überschreiten, ist gefährlich. Was dagegen immer wieder überwunden werden muss, das sind die Grenzen im Kopf, die sich zum Beispiel als „innerer Schweinehund“ äußern.

Was gefällt dir denn daran, wenn du selbst an deine Grenzen gehst? Wenn du etwa wie bei deinem Soloprojekt „Rund um Österreich“, 100 Stunden auf dem Bike sitzt und in der ganzen Zeit nur drei Stunden schläfst?
Mir gefällt es, am eigenen Körper zu erleben, was möglich ist, wenn ich an meine Ziele glaube und sie mit aller Kraft verfolge. Ich fühle mich gut dabei und habe Spaß. Dass dabei gewisse Schmerzen auftreten, weiß ich vorher – die blende ich im Kopf aus. Mein Sport ist hart, aber keine Quälerei ...

Dass in allen Ultrasportarten irgendwann alles nur noch „Kopfsache“ ist, hört man ja immer wieder. Hast du konkret einen Mentaltipp, den jeder unserer Leser umsetzen kann?

Ja, hab ich: „Schließe die Augen und konzentriere dich auf dein nächstes Ziel. Erlebe es in deinen Gedanken so intensiv wie möglich: Wie du die Ziellinie überfährst, was du dabei hören und fühlen wirst und nimm auch vor deinem inneren Auge die Umgebung wahr. Je intensiver du dieses Ziel gedanklich erlebst, desto besser wird es in deinem Unterbewusstsein abgespeichert. In der Realität treibt dich dann dieses positive Erlebnis an.