Das Wichtigste zuerst: Die Transalp ist kein Rennen! All jene, die gerne mit dem Startschuss ihre Stoppuhren drücken und Minuten später hinter dem nächsten Horizont verschwunden sind, müssen wir enttäuschen. Diese Veranstaltung hat sich dem Erlebnis verschrieben: Natur, Bewegung, nette Menschen und verdammt viel Gegend. Klingt kitschig, ist aber so.

So viel Sonne, Schnee und grinsende Gesichter findet man sonst eigentlich nur auf Postkarten aus Skiorten.

Aber von Anfang an: Zunächst finden sich per Gewinnspiel acht Teilnehmer, die es sich zutrauen, an sechs aufeinanderfolgenden Tagen mit Tourenskiern von Osttirol nach Bayern zu gehen.Addieren wir Kamera- und Tonmänner von Servus TV für die mediale Verbreitung der Aktion, dazu die Bergführer, die Herren der Veranstalter Fischerund toptimes sowie einen prominenten Skimenschen, kommen wir auf die Zahl 20 !

Der „prominente Skimensch“?Axel Naglich. Wer ihn nicht kennt, dem sei erklärt, dass der Mann beruflich dort Ski fährt, wo sich andere – wenn überhaupt – mit Klettergurt ausrüsten und abseilen. Dass er das Firmenwappen eines Dosengetränkeherstellers aus Salzburg zur Schau stellt, verdeut­licht nur, dass „Gefahr“ wohl in seinem Wortschatz fehlen muss. Die sponsern keine Murmelspieler ...

Wir starten inOsttirol

Genauer gesagt von Hinterbichl aus.Die erste Tour soll der Einstimmung auf den Großvenediger dienen. Österreich bietet übrigens nur drei Berge, die höher sind als der Venediger – man darf also gespannt sein, wie sich die Höhe so anfühlt. Tag eins läuft etwa so ab: Erster Abschnitt bis zur Johannishütte zum Eingehen (locker). Mittagspause (sehr locker). Kleine Akklimatisierungsrunde für Interessierte am Nachmittag (700 Höhenmeter, weniger locker als geglaubt). Abendessen und Getränkeverkostung (etwas zu locker). Man darf ­also gespannt sein, wie locker sich der Aufstieg auf 3662 m anfühlen wird.

Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm. Im Hinblick auf die avisierten 8 Stunden bis zum Etappenziel Kürsingerhütte scheucht uns Frontbergmann Peter Perhab (wie fast jeden Tag) recht früh aus den Federn. Oder aus den Hüttenschlafsäcken. Klingt übrigens bequemer als es ist.

Der Venedigerindes macht weniger Probleme als befürchtet. Das liegt nicht nur an der perfekten Führung durch die Herren Peter, Stefan und Sepp (gibt´s eigentlich einen besseren Namen für einen Bergführer ...?), sondern auch an der Gruppe, die sich an diesem Tag – so wie im Verlauf der ganzen Woche – völlig homogen und diszipliniert verhält. Keine Einzelaktionen, kein Kräftemessen. Alles ganz friktionsfrei.

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Seil und Gleitschirm

Für den Venediger notieren wir dann Folgendes: Frische Höhenluft ist nicht nur gesund, sondern auch dünn! Und dieser Gipfelgrad – 80 cm breit, links und rechts 500 m bis in die Ewigkeit – ist nichts für schwache Stadtmenschennerven.

Die theoretische Frage, wer im richtigen Moment am Seil wohin springen muss, bleibt Gott sei Dank ohne praktische Antwort.

Nächster Tag Oberpinzgau - und es ist Frühling. Das bedeutet, dass die Ski zeitweise dorthin müssen, wo sie der SkiFAHRER nicht so gerne mag: auf den Rücken. Eine Ausnahme zum Gesetz, dass zum Skifahren auch idealerweise Schnee notwendig ist, macht – eh klar – Herr Naglich. Der Mann fährt nämlich auch auf Schotter Ski.

Und er weiß auch, was das Herz des Sportfreundes höher schlagen lässt: Zunächst Abseilen in eine steile Rinne: Nur was für ganz Mutige. Dass die Rinne mit Bruchharsch und nicht mit Pulver befüllt ist, sei hier nur am Rande erwähnt. Immerhin ein Trost für die weniger Mutigen.

In Kitzbühel dann eine Vorstellung der Neigungsgruppe Gleitschirm. Vom Starthaus der Streif im Tandemflug hinunter ins Tal. Auch irgendwie griffig.

Irgendwann neigt sich unser schnuckeliger Transalp-Ausflug dann seinem Ende zu. Und man muss ehrlich sein: Auch bei moderatem Tempo hinterlassen sechs Tage ihre Spuren an Leib und Seele.

Der letzte Tag bietet einen Naturpark­Ranger aus Bayern, der uns Weißbier und Brezeln auf den Gipfel schleppt, und die unbestritten beste und letzte Abfahrt hinein in den Frühling des Berchtesgadener Landes. Ausgedehnte Abschlusswanderung natürlich inklusive. Hier entdecken wir auch die erste Wolke seit einer Woche.

Was für ein stimmiges Ende einer unglaublichen Tour über die Alpen! Sicher ist, dass sich jeder einzelne Teilnehmer sofort wieder melden würde. Eine bessere Werbung kann es gar nicht geben!